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Cosplay Vergütung bei Aufträgen – Wie viel verdient ein Cosplayer?

Vielleicht steht bei dir bald der erste Cosplay Job an oder du interessierst dich einfach nur, was man als Cosplayer auf einer Convention so verdienen kann. In diesem Blogbeitrag erfährst du alles Rund um die Bezahlung. Worauf muss man achten, was sind normale Gagen und was für Ausnahme gibt es.

Bevor wir in die einzelnen Punkte einsteigen möchte ich kurz etwas grundsätzliches dazu schreiben. So mehr oder weniger ein Disclaimer. Ich schreibe in diesem Blog über meine Eindrücke und meine Erfahrungen. Es gibt natürlich viele verschiedene Fallstricke und Möglichkeiten und ich kann hier nicht jede einzelne abbilden. Wenn ich hier von Mindestbeträgen spreche, dann meine ich das auch so. Für Einsteiger und Anfänger ist die Mindestgage vielleicht hilfreich um sich nicht unter Wert zu verkaufen. Behalte das bitte im Hinterkopf. 🙂

Table of Contents

Walking Act, Costess und der richtige Stundenlohn

Zuerst soll es um den Stundenlohn und die Arbeitszeit gehen. Was muss ich im Cosplay alles leisten und was für Jobs gibt es auf einer Messe oder auch anderen Veranstaltungen.

Wie bereits oben geschrieben halte ich das für DAS MINDESTE, was du als Stundenlohn nehmen solltest unabhängig von deinem Cosplay.

Ein Messehostess verdient laut der Webseite Instaff durchschnittlich 17,16€ pro Stunde. Wenn man ein bisschen im Internet schaut findet man natürlich auch „günstigere Varianten“ mit 15€/Stunde, aber genauso auch Preislisten von Eventagenturen bei denen mehr als 20€/Stunde fällig wird. Bei Instaff handelt es sich um Minijobvergütungen. Das heißt du musst davon keine Steuern oder Versicherungen zahlen und hättest wenn du das langfristig machst sogar Anspruch auf Urlaub oder Fortzahlung der Vergütung im Krankheitsfall. Oftmals wird hier aber keine Unterkunft gestellt, da die Messehelfer oft in den größeren Städten wohnen (München, Hamburg, Düsseldorf, etc.) in denen die Messen auch stattfinden.

Bei den allermeisten Cosplay-Jobs ist das nicht der Fall. Zumindest hab ich noch keine Angebote für Minijobs für Cosplayer gesehen. Für dich bedeutet das: Es wird erwartet, dass du eine Rechnung schreibst. Also egal ob du es Haupt- oder Nebenberuflich machst musst du eine Rechnung stellen. Im Endeffekt musst du also noch mit Steuern ans Finanzamt rechnen und falls du es Hauptberuftlich machst, musst du von diesem Betrag auch deine Krankenversicherung bezahlen.

Was solltest du also als Cosplayer verlangen?

Meine Meinung ist dazu ganz klar: Unter 17€ pro Stunde brauchst du gar nicht aufstehen. Das ist der durchschnittliche Betrag wenn du dort in Alltagsklamotten arbeiten gehst.
Also warum sollte man im Cosplay weniger verlangen?

Dazu kommt jetzt noch das Cosplay! Hast du das Cosplay selbst gebaut oder genäht? Ist es besonders schwer zu tragen? Wie groß ist die Abnutzung? Musst du es danach waschen oder reparieren?
Dann kommen noch die vertraglichen Ausgestaltungen bzw. die Messebesonderheiten dazu:
Musst du den ganzen Tag über die Messe laufen oder kannst du dich z.B. zwischendurch hinsetzen?
Musst du mit den Besuchern interagieren oder stehst du nur als Aufpasser am Stand?

Im ersten Moment klingen diese Dinge vielleicht banal, aber wenn du als Hauptberuf ein sehr körperlich anstrengenden Job hast oder ein Job der besondere Ansprüche hat, dann würdest du dies im Normalfall auch vergütet bekommen und ich finde im Cosplay ist das nicht anders!

Damit kommen wir noch zu dem letzten Punkt den man berücksichtigen muss.
Machst du Werbung für die Veranstaltung oder den Kunden? Hast du eine Reichweite die dafür sorgt, dass vielleicht mehr Leute zu der Veranstaltung kommen? Eine normale Messehostess wird gebucht für den Job vor Ort und in 99% der Fällen sind die Mitarbeiter auf Messen nur privat auf Social Media unterwegs. Du hast aber vielleicht Follower die das ganze interessiert. Du postest Bilder, wodurch die Veranstaltung oder die Firma an Reichweite gewinnt.

Insgesamt würde ich daher sagen. Unter 17€ die Stunde solltest du niemals einen Auftrag annehmen. Und als Cosplayer mit eigenem Cosplay solltest du nie unter 25€ verlangen. Für einen 8 Stunden Tag ist also eine Mindestgage von 200€ Pflicht. Damit verdienst du dann nach Abzug von Steuern und Co vermutlich gerade mal Mindestlohn.

Bitte lies aber wenn du Zeit hast noch meinen Blogbeitrag über das Unterbieten von anderen Cosplayern. Ich finde das ist eine wichtige Sache, über die man sich zumindest mal informiert haben sollte.

 

Der Bau von Cosplays... Stundenlohn adé!

Der Bau von Cosplays für Kunden, sowie einzelne Comissions (Wigs, Props) sind meist noch schwerer Einzuschätzen als eine Gage, aber ich versuche mal einen Annäherungswert zu finden.

Würden wir im Cosplay mit Stundenlohn arbeiten, könnte sich vermutlich kaum jemand ein Maß gefertigtes Cosplay leisten. Zumindest wenn ich überlege wie viel Zeit in einzelne meiner Cosplays fließt. 100 oder 200 Stunden Arbeitszeit sind ja schon fast Normalität.
Grundsatz sollte daher sein für deine Mindestvergütung:
Es wird nie etwas unter Materialkosten + „Maschinenkosten“ + Lebenshaltungskosten angeboten.

Die Materialkosten sind dabei das einfachste. Gekaufte Materialien wie Foam, Stoffe oder Filament für den 3D-Drucker werden immer berechnet. Vergiss dabei nicht auch kleinere Materialien zu berechnen wie z.B. verschiedene Kleber, Reinigungszeug, etc..

Mit Maschinenkosten meine ich die Abnutzung deiner Maschinen, sowie die Kosten die bei Nutzung entstehen. Bei fast allen Werkzeugen die du Nutzt wirst du Strom benötigen. Egal ob PC, Nähmaschine oder 3D-Drucker. Die Nadel bei der Nähmaschine kann kaputt gehen. Auf deinem PC brauchst du Speicherplatz und die Düse beim 3D-Drucker muss vielleicht gewechselt werden. All diese Kosten sind schwer zu ermitteln, aber du solltest sie niemals vergessen. Wenn du am Schluss für Kunden Cosplays anfertigst, dann aber deine Nähmaschine den Geist aufgibt und du kein Geld hast um dir eine neue zu kaufen, wirst du das ganze nicht lange machen können.

Als letztes die Lebenshaltungskosten. Ein Stundenlohn ist schwer zu berechnen beim Cosplay. Würden wir wie ein Handwerker 60€ pro Stunde verlangen oder 120€ wie ein Anwalt, würden Cosplays unendlich viel Geld kosten. So was kann man als großer und bekannter Cosplayer vielleicht machen, aber am Anfang wird dir niemand solche Preise zahlen.
Selbst wenn man für den Mindestlohn von 12,41€ (Stand Dezember 2024) arbeiten könnten sich viele ein handgefertigtes Cosplays oder eine Comissions kaum leisten. Da wir hier ja weiterhin von einem Mindestpreis sprechen, den du verlangen solltest, kannst du hier überlegen wie hoch deine Lebenshaltungskosten sind. Wenn du Essen, Miete und Co. Bezahlen kannst, dann hast du das Minimum gefunden. Auch hier sollte man aber Kosten, wie z.B. die Steuer nicht vergessen.

Je nachdem ob du das ganze mal Hauptberuflich machen möchtest, solltest du noch einen Gewinn für dich ein berechnen, damit du mal in den Urlaub fahren oder etwas zur Seite legen kannst.

Wo diese Kosten genau liegen ist also sehr individuell und kommt sehr stark auf das Cosplay an. Versuch hier jedoch auch immer einzuschätzen: Gibt es bereits Pattern für das Cosplay, womit du schneller arbeiten kannst. Kennst du schon alle Macharten für das Cosplay oder musst du etwas komplett neues dafür lernen? Je nachdem schwankt natürlich auch der Preis den du anbieten solltest.

Lass dich nicht von zuerst groß wirkenden zahlen beeinflussen. Wenn dir jemand 1000€ für ein Cosplay bietet, wirkt das erstmal nach viel Geld. Aber schon allein Stoff für eine Hose, Foam für Rüstungsteile oder eine gute Wig zum Stylen kann bedeuten dass die Materialkosten bei hunderten Euro liegen. Du musst zum Stoffladen fahren, das kostet Geld… du musst vielleicht Vergleichsproben holen oder hast einen hohen Verschnitt, weil du etwas zweimal machen musst.
Die Zeit die du da insgesamt rein steckst ist viel mehr als „nur“ an der Nähmaschine sitzen oder „nur“ Sachen aus Foam ausschneiden.
Ich muss wirklich sagen, dass selbst ich manchmal noch die Arbeitszeit und der Aufwand (und Stress) den ich habe unterschätze. Ich kann dir hier leider keine präzisere Berechnung oder weitere Hilfen anbieten. Es ist wirklich die Abschätzung des Aufwands zu deiner Arbeitszeit die du am Schluss in das ganze Projekt rein steckst und was du auch bereit bist zu tun.

3. Ausnahmen von der Regel

Die erste und größte Ausnahme ist vermutlich der Pauschalpreis.

Wenn du von einer Firma oder einer Messe einen Pauschalpreis bekommst musst du natürlich anders kalkulieren. Wie teuer ist ein Hotel? was kostet mich die Verpflegung? Welche Cosplays muss ich tragen? Hier musst du selbst entscheiden ob der Preis für dich annehmbar ist oder nicht.

Hier würde ich dann versuchen zwischen Punkt 1 und Punkt 2 einen Mittelwert zu finden. Wie lang muss ich auf der Messe sein. Was für ein Cosplay muss ich tragen. Muss ich etwas selbst anfertigen. Ein Pauschalpreis kann also positiv sein oder auch negativ, je nachdem was verlangt wird.

Ein zweiter Punkt der für mich eine Relevanz hat sind Folgeaufträge.

Arbeitest du mit einer großen Firma zusammen, die vielleicht auch nächstes Jahr wieder auf der Messe ist, dann ist es vertretbar im ersten Jahr etwas weniger zu nehmen, damit man im nächsten Jahr wieder gebucht wird. Ich würde dir aber nicht raten unter den (oder deinen eigenen) Mindestpreis zu gehen. Warum? Es kann sein, dass der Kunde dich nur noch für den Ersten von dir genannten Preis bucht. Sobald du mehr verlangst, kann der Kunde ja auch abspringen. Außerdem kommen wir hier auch wieder zum Unterbieten von anderen Cosplayern. Wenn ich mit einer Gage von z.B. 500€ pro Tag starte, aber ein anderer Cosplayer nur 300€ verlangt, was verlangt dann ein anderer Cosplayer? 200€? 150€? Das kann eine negative Abwärtsspirale nach sich ziehen, welche nur den Auftraggeber freut.

Eine Ausnahme die erst mal nichts mit den anderen Punkten zu tun hat ist das Ehrenamt, Vereine oder Community Veranstaltungen.
Wenn du einen Job machst, der sehr Community nah ist und dir vielleicht auch wichtig ist, dann brauchst du dafür kein Geld verlangen. Beispielsweise startet gerade eine neue Convention genau in deiner Stadt und diese kann nur erfolgreich sein, wenn eben Cosplayer sich beteiligen und dort z.B. Judge sind oder ein Panel halten. Wenn du das unterstützen möchtest ist das schön und gut. Außerdem hast du hier dann wieder den zweiten Punkt. Wenn du das einmal gemacht hast, kommt vielleicht für das nächste Jahr direkt die Anfrage.
Auch gibt es Conventions die von Vereinen veranstaltet werden oder Ehrenamtliche Tätigkeiten wie z.B. Juror bei der deutschen Cosplaymeisterschaft. Wenn ihr hier die Community unterstützen wollt, dann macht das gerne 🙂 Auch ich hab schon bei Vereinen kostenlos ausgeholfen.

Die letzte Ausnahme, welche ich natürlich auch nennen muss, ist die Ausnahme nach oben.
Cosplay ist Kunst und Kunst kann verdammt viel Geld kosten. Wenn ihr eine Maßanfertigung von einer bestimmten Cosplayerin möchtet oder ein Kunstwerk von einer bestimmten Künstlerin, dann erschreckt euch nicht, wenn die Preise sehr hoch sind. Wenn man selbständig ist und genug Aufträge hat, dann macht man eben keine Aufträge unter Mindestlohn. Je nach Handwerk zahlt man Stundenlöhne von 40-100€. Auch im Cosplay ist das nicht unüblich. Wenn man viel Reichweite und Wissen hat, dann lässt man sich das auch bezahlen.

Ich hoffe man hat erkannt, dass die Berechnung von Stundensätzen oder Kosten für den Bau eines Cosplays eine Wissenschaft für sich ist. Je nachdem ob du hauptberuflich Cosplay machst und z.B. Versicherungen selbst zahlen musst oder das ganze nur als Selbständigkeit neben deinem Hauptberuf machst, gibt es unterschiedliche Fallstricke. Die meisten Werte die ich genannt habe sind Mindestbeträge die du verlangen solltest, da du dich sonst IMMER unter Wert verkaufst. Natürlich muss man auch die Ausnahmen beachten, aber lest bitte noch den Blogbeitrag über das Unterbieten von Preisen durch. Denn wenn du dich unter Wert verkaufst, findest du bald jemanden der auch dich unterbietet.

Wenn ihr Anmerkungen oder Fragen habt, dann werft diese gerne in die Kommentare, damit auch die Blogbeiträge für den nächsten der es liest noch besser werden 🙂

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Evelyn

Ich bin deutsche Cosplayerin seit über 8 Jahren. Den Cosplay Blog habe ich seit 2019 selbst aufgebaut! 2012 habe ich meine Ausbildung als Bauzeichnerin im Fachbereich Ingenieurbau erfolgreich abgeschlossen. Ab 2020 habe ich meine Karriere im Bereich des Marketing Managements begonnen. Neben meiner Tätigkeit als Managerin bin ich außerdem als Grafik Designerin tätig.

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