Tingilya Cosplay ist eine professionelle Cosplayerin aus Deutschland, welche sich 2020 selbständig gemacht hat und im folgenden Interwiev über Ihren neuen und ziemlich coolen Beruf erzählt.
Nachdem ich schon Miiukadoo im schriftlichen Interview auf der Webseite vorgestellt habe, hatte ich Lust euch noch weitere coole Persönlichkeiten aus meiner Cosplay-Bubble zu zeigen.
Alle Links zu Tingilya findest du unter dem folgenden Link:
Übersicht
1. Wann hast du mit Cosplay begonnen?
Ich hab Ende 2014 mit Cosplay angefangen. Das erste Mal im Cosplay auf einer Convention war ich 2015.
2. Wie hast du mit Cosplay begonnen?
Ich hab früher viel World of Warcraft gespielt und hab bei einer online Übertragung der Blizzcon gesehen, dass es Cosplay Wettbewerbe gibt. Als ich das gesehen hab wollte ich das unbedingt auch machen.

3. Warum hast du mit Cosplay begonnen und hattest du ein Vorbild?
Ich war in meinem Job unzufrieden, ich habe super viele Überstunden gemacht und hatte keine Zeit mehr kreativ zu sein. Irgendwie kam da die Frage auf „Kann es das schon gewesen sein…?„
Cosplay hat mir wieder Kreativität in meinem Leben gegeben!
Für den Anfang hab ich viele von Kamuis Videos geschaut. Als ich dann viel mit 3D-Druck, molding und Casting angefangen habe waren Lightning Cosplay eine sehr große Inspiration.
4. Woher kommt dein Name Tingilya Cosplay?
Ein Freund aus der Schulzeit hat mich immer „Sternchen“ genannt. Ich hab dann geschaut ob man das ins Elbische übersetzten kann und im Wörterbuch schlussendlich Tingilya als Übersetzung für funkelnder Stern gefunden.
5. Hast du direkt am Anfang eine Facebook/Instagram Seite eröffnet?
Facebook hatte ich ziemlich schnell. Bei Instagram war ich ziemlich spät dran – aber ich hab für Cosplay tatsächlich mein allererstes Smartphone gekauft.
6. Welches Cosplay ist dein bisher liebstes Cosplay?
Das ist super schwierig zu sagen …. Ich glaube ich fühle mich zur Zeit in Judy Alvarez am wohlsten. Am coolsten find ich aber DumDum.


7. Was war dein erstes Cosplay?
Ich hab mit einer humanoiden Version eines Feendrachen angefangen. Zwischendurch aber auch Saya Takagi aus Highschool of the dead genäht – das war natürlich früher fertig, als die Rüstungsteile und die Flügel vom Feendrachen.
8. Du hast bisher schon viele Cosplays gemacht. Wieviele?
Gerade in den ersten Jahren hab ich im Schnitt 6 Cosplays im Jahr gemacht. Inzwischen sind es weniger, dafür aufwendigere Projekte. Ich schätze ich hab so um die 30 Cosplays.

9. Du hast schon viele Gaming Cosplays gemacht. Mortal Combat, Skyrim, Cyberpunk und Darksiders. Wann kommt das erste Anime/Manga Cosplay?
Ja stimmt, am liebsten sind mir einfach die Gaming Charactere. Ich bin ja mit meinen 1,80 auch ein ziemlicher Riese – die meisten Anime Charaktere sind ja eher klein.
Ich hab auch bei Saya aus HotD gemerkt das ich mich irgendwie nicht so wirklich wohl fühle. Obwohl es mich schon immer wieder mal in Richtung Anime Cosplays zieht. Violet Evergarden oder Sailor Moon z.B. wären auch super schöne Charaktere. Ich habe dann immer nur ein bisschen Angst das ich mich am Ende dann nicht gut fühle, wenn ich sie trage.
10. Auf welches Videospiel freust du dich aktuell am meisten?
Definitiv auf den neuen Horizon Teil!
11. Du hast den ersten Platz beim offiziellen Cyberpunk 2077 Cosplay Contest von CD Project gewonnen - Herzlichen Glückwunsch!. Wie fandest du das Spiel?
Ich fand die Welt großartig, die Quests und die ganze Stimmung waren für mich ein richtig tolles Erlebnis. Ich hatte wahrscheinlich auch Glück, weil ich das Spiel auf PS5 gespielt habe, den ersten Absturz hatte ich nach 6h Spielzeit. Also alles noch im Rahmen. Das Einzige, das ich bisschen schade fand, war das der Character Editor doch nicht ganz so umfangreich war, wie in den Präsentationen versprochen. Aber sonst war ich super zufrieden und freue mich schon auf weitere DLCs!

12. Wann hast du dich dazu entschieden Cosplay professionell auszuüben?
Ich hab Ende 2015 schon die ersten Angebote für bezahlte Walking Acts bekommen. 2016 & 2017 wurde das immer mehr. 2018 hab ich dann meine Arbeitsstelle gewechselt und hab einen neuen Vertrag für eine 30h Woche unterschrieben und mit meinem Chef besprochen das ich für Cosplay Jobs öfter mal am Wochenende Frei brauche – ich dafür aber gerne Spätdienste ect. übernehmen kann.
Ende 2018 hab ich dann auch gemerkt das ich das in dem Tempo mit „zwei“ Jobs (Cosplay & Gastronomie) nicht auf Dauer stemmen kann und hab dann angefangen auszurechnen, ob ein freies Jahr machbar wäre und mich schlussendlich dazu entschieden das Jahr Auszeit zu nehmen, um zu schauen in welche Richtung es mit Cosplay geht.
13. Was hast du eigentlich gelernt?
Ich war in Österreich auf einer Berufsbildenden Schule für Gastronomie und Hotellerie, bin also diplomierte Hotelkauffrau. Nach meiner Ausbildung war ich 2 Jahre in Österreich in der Küche tätig und später dann in Deutschland im Service und Empfang.

14. Was hattest du bereits für Einblicke in die Cosplay Welt, bevor du dich selbständig gemacht hast?
Ich hatte schon einige Jobs als Walking Act, Stände auf Conventions und hab auch schon für die internationale Kampagne von Darksiders III mitmachen dürfen mit der Ich nicht nur auf der Gamescom in Köln, sondern auch in Seattle, Moskau, Paris und LA war. Als Judge hatte ich gar nicht so viele Jobs vor der Selbstständigkeit, das kam erst später.
15. Hat sich dein Blick auf das Thema Cosplay in den letzten Jahren gewandelt?
Für mich persönlich hat sich natürlich einiges geändert, gerade wenn man ein Cosplay für eine Firma macht, achtet man noch genauer auf Details. Es gibt mehr Absprachen mit den Partnern. Auch Social Media wird für uns immer wichtiger.
Im Bezug auf die Szene im Allgemeinen: Ich denke es stehen jetzt einfach mehr Mittel zur Verfügung als früher. Man kann auf noch mehr Tutorials zugreifen oder live auf Twitch sehen, wie Cosplays entstehen und sich da viel abschauen. Ich glaube das hat einen sehr großen Mehrwert für die Crafting-Community!
16. Der Schritt in die Selbstständigkeit war Anfang 2020 als eine große Pandemie auf uns zukam. Viele solo-Selbständige und kleinere Unternehmen hatten es in der Zeit sehr schwer über die Runden zu kommen. Wie war das bei dir?
Es war ein riesen Schock. Ich hab im Februar gegründet, mein Email Postfach war voll – wir waren Ausgebucht bis Ende Oktober… und dann im März die Info das erstmal alles Pausieren muss … dann jeden Tag eine neue Absage. Ich bin dann mit dem Cyberpunk Wettbewerb und paar kleineren Aufträgen von anderen Cosplayern ganz gut über die Runden gekommen – auch die Twitch Community hat einen großen Teil dazu beigetragen das Jahr zu überstehen.

17. Was für Aufträge hat man als professioneller Cosplayer und wie verdient man damit Geld?
Ich arbeite hauptsächlich für Publisher direkt und baue die Cosplays oder Props für das nächste Release Event, oftmals auch in Verbindung mit Social Media Begleitung ect.
Seit Corona sind wir auch vermehrt mit großen Influencern in Gesprächen die Props oder Cosplays für ihre Videos brauchen. Wir haben auch schon Anfragen für Musikvideos bekommen. Es ist immer wieder spannend wie vielseitig Cosplay auch einsetzbar ist.
18. Dein Freund Luke bzw. „Buckycos“ steht dir bei deinen Cosplays und auch bei Twitch immer unterstützend zur Seite. Ist es manchmal schwer Beziehung und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Ja. Wir haben uns an die Lebenssituation auch erst gewöhnen müssen. Wichtig ist das man viel miteinander spricht und auch nachsichtig sein kann, gerade wenn es stressige Situationen sind und einem mal der Kragen platzt.
19. Schweißt das Hobby auch in der Beziehung zusammen?
Ja, absolut. Wir haben schon so viele Ziele zusammen erreicht, auch wenn der Weg nicht immer leicht war.
20. Was denken Freunde und Familie von deinem Beruf?
Meine Familie findet es großartig was ich mache. Allerdings macht sich aber immer wieder mal Sorgen, weil ich sehr viel arbeite. Einen wirklichen Freundeskreis hatte ich eigentlich nie vor dem Cosplayen. Das kam alles erst mit den ersten Con-Besuchen. Und die finden das natürlich alle cool und unterstützen mich auch gerne!
21. Wenn Corona vorbei ist geht es wieder zu Conventions. Auf welche freust du dich schon am meisten?
Platz 1 wäre die Gamescom und kurz dahinter die CCXP – auch wenn die erst einmal stattgefunden hat.
22. Was war deine schönste Con Erfahrung?
Schwierig da ein bestimmtes Erlebnis raus zu suchen, deshalb hier meine beiden liebsten:
Auf der Blizzcon – ich hatte mein Demonhunter Cosplay an – kam mal ein Mitarbeiter zu mir und meinte, ich muss ganz schnell mitkommen und hat mich dann zu seiner Kollegin geführt, auf sie gezeigt und zu mir gesagt „She made you!“ Die Kollegin war die Designerin des Demonhunter Artworks – das war richtig cool!
Ein weiteres richtig schönes Erlebnis war auf einer Gamescom. Dort kam ein Junge zu mir und hat mir ganz wortlos einen wunderschönen Origami Fisch in die Hand gelegt. Daran war ein Zettel auf dem stand „Dein Cosplay ist total cool“. Der Fisch hing dann ganz lang an meinem Con Rucksack! Inzwischen ist der Fisch leider kaputt gegangen und hängt deshalb geklebt an meiner Pinnwand im Workshop!
23. Erlebst du eine Con als professioneller Cosplayer anders als als normaler Besucher?
Ich glaube wir haben früher als Besucher jede Con genutzt um möglichst viele Bilder zu machen und Leute zu treffen. Wenn ich jetzt auf Cons eingeladen werde freue ich mich einfach Leute aus der Community zu treffen und zu plaudern. Oder einfach interessierten Menschen zu erzählen was ich mache.
24. Findest du, dass Cosplay sich in den letzten Jahren mehr in der Gesellschaft etabliert hat?
Ich finde schon das Cospaly inzwischen mehr in der Gesellschaft angekommen ist und auch mehr akzeptiert wird.

25. Findest du man verdient als Cosplayer zu wenig, bzw. wird zu wenig wertgeschätzt?
Ich glaube wenn man an Privatleute Commissions verkauft: Ja.
Viele sehen nicht wie viel Arbeit alles ist und das man zusätzlich ja auch noch Steuern, Versicherungen, ect. zahlen muss. Bei Firmenkunden hatte ich bisher weniger Probleme meine Preise zu rechtfertigen, vor allem wenn man detaillierte Kostenaufstellungen für die entsprechenden Projekte vorlegen kann, war das eigentlich nie ein Problem. Aber auch da gibt’s schwarze Schafe. Wir kennen ja alle noch die Anfragen – gerade um die Gamescom Zeit – bei denen man dann 10h am Tag arbeiten „darf“ und ein Ticket als Gegenleistung Angeboten bekommt.
26. Was denkst du wie wird sich Cosplay in den nächsten Jahren noch wandeln oder weiterentwickeln? Gerade in Bezug auf 3D Druck, aufwendigere Kostüme oder PR Zwecke?
Das Crafting wird sich auf jeden Fall noch mehr „professionalisieren“. 3D Drucker werden immer Preiswerter, man findet immer mehr Tutorials und kann sich mehr abschauen und ich glaube der Hunger nach dem „ich will was machen was noch nie jemand gemacht hat“ stirbt auch nicht.
In Zukunft werden wir noch viele krasse Künstler treffen. Ich denke, dass Cosplay auch als Werbeträger viel mehr genutzt werden wird. Gerade im Zusammenhang mit großen Social Media Kampagnen ist der Mehrwert schon sehr hoch.
Das war das Interview mit Tingilya Cosplay!
Du hast Lust über einen weiteren bekannten Cosplayer mehr zu erfahren? Dann schreib mir, wen du dafür vorschlagen möchtest!