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Titelbild Sticken

How to… – Sticken für Einsteiger

Bei diesem Beitrag „Sticken für Einsteiger“ handelt es sich um einen Gastbeitrag von Forge of Asteria.
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Auf der Comic Con Stuttgart 2021 habe ich Anika in ihrem atemberaubendem Alina Starkov Cosplay gesehen und war unglaublich beeindruckt von den vielen Details und der harten Arbeit, die sichtbar in das Cosplay eingearbeitet wurden. Deshalb habe ich sie gebeten einen Beitrag über das Sticken zu verfassen!

Übersicht Themen

Ob für Prinzessin Anna, Rapunzel oder eine Sonnenkriegerin: Stickereien können einem Cosplay das gewisse etwas und eine hochwertige Aura verleihen. Da lohnt es sich, statt nach Pinsel und Farbe, zu Nadel und Faden zu greifen.

1. Die Materialien

Zum Sticken benötigt man auch gar nicht viel. Zur Grundausstattung gehören lediglich Nadel, Garn, eine Schere, ein Stickrahmen und natürlich der zu bestickende Stoff. Außerdem sind keinerlei Vorkenntnisse von Nöten. Allerdings habe ich festgestellt, dass Geduld und etwas Fingerspitzengefühl sich durchaus bezahlt machen.

Doch beginnen wir zunächst mit den Materialien. Natürlich gibt es besondere Sticknadeln, doch auch eine einfache Nähnadel kann für feinere Stickereien verwendet werden. Sticknadeln sind für gewöhnlich sehr groß und verfügen über ein größeres Nadelöhr. Dadurch lassen sie sich gut zwischen den Fingern halten und auch dickere oder mehrere Fäden auf einmal können verwendet werden. Sticknadeln gibt es mit und ohne Spitze. Neben dem offensichtlichen Vorteil, dass man sich mit der stumpfen Nadel nicht so leicht stechen kann, werden Nadeln ohne Spitze eher bei grob gewebten Stoffen verwendet, während Nadeln mit Spitze mehr für fein gewebte Stoffe geeignet sind. Wichtig ist jedenfalls, dass sich die Nadel problemlos durch den Stoff stechen lässt.

Die gute Nachricht ist: Es lassen sich so gut wie alle Garne, Fäden, Schnüre und Bänder zum Sticken verwenden. Es muss nicht unbedingt Stickgarn sein. Zum Beispiel habe ich für die Kefta meines Alina Starkov-Cosplays größtenteils mit Häkelgarn gearbeitet, da dieses dicker ist und sich somit große Flächen schneller füllen lassen. Außerdem gab es dieses in der perfekten Farbe für mein Projekt. Allerdings habe ich auch handelsübliches Stickgarn verwendet. Dieses besteht aus bis zu sechs Fäden, die locker miteinander verdreht sind und sich leicht trennen lassen. Je weniger dieser Fäden zum Sticken verwendet werden, desto feiner wird das Ergebnis.

Kleine Stickereien lassen sich durchaus mit der Hand anfertigen, doch die Anschaffung eines Stickrahmens ist in jedem Fall zu empfehlen. Diesen gibt es in unterschiedlichen Größen und Breiten. Je breiter die Ringe des Stickrahmens sind, desto besser halten sie den eingespannten Stoff. Die Größe des Rahmens sollte entsprechend der Größe des Motivs gewählt werden. Allerdings empfehle ich einen Rahmen mit einem Durchmesser von etwa 20 cm.

2. Die Vorbereitung

Um den Stoff in den Rahmen zu spannen, legt man den Stoff mittig auf den inneren Ring. Der Stoff sollte dabei einige Zentimeter größer sein als der Rahmen. Nun wird der äußere Ring auf aufgesetzt, sodass der Stoff zwischen den Ringen eingeklemmt ist. Dabei ist darauf zu achten, dass der Stoff nicht verzogen wird. Zum Schluss muss noch die Stellschraube festgezogen werden. Schon kann es mit dem Sticken los gehen.

Hier kommt noch eine gute Nachricht: so gut wie alle Stoffe lassen sich besticken. Hier empfehle ich allerdings keine allzu elastischen Stoffe zu verwenden, da Stickereien nicht elastisch sind und sich der Stoff beim Besticken schnell verzieht. 

Jetzt sind alle Materialien einsatzbereit. Der Stoff ist in den Rahmen gespannt und das Garn ist in die Nadel gefädelt. Doch wie wird das gewünschte Muster auf den Stoff übertragen?

Natürlich kann man munter drauf los Sticken. Doch es gibt auch einige Methoden, um das gewünschte Motiv auf den Stoff zu übertragen. Mithilfe eines Kreidestiftes kann das Muster frei Hand oder mit einer Schablone auf den Stoff aufgezeichnet werden. Der Nachteil ist, dass diese Markierungen schnell verschwinden, wenn man den Stoff viel in den Händen hält. Es gibt allerdings auch sogenannte Bügelmusterstifte. Mit denen zeichnet man sein Motiv auf Seidenpapier auf. Aber aufgepasst! Es muss spiegelverkehrt aufgezeichnet werden. Denn anschließend wird das Papier mit der bezeichneten Seite nach unten auf den Stoff gelegt und darüber gebügelt. Dadurch werden die Linien auf den Stoff übertragen. Ich habe diese Methode selbst ausprobiert, musste aber leider feststellen, dass sich diese Stifte nicht für dunkle Stoffe eignen. Auf weißem Stoff hingegen sieht man die Markierungen ganz wunderbar. Ist man mit der Arbeit fertig, lassen sich die Markierungen ganz leicht beim Waschen entfernen.

Für Alinas Kefta musste ich nun aber nach härteren Mitteln greifen. Zum einen sind die Markierungen des Kreidestiftes schneller verschwunden als ich sticken konnte. Zum anderen waren die Markierungen des Bügelmusterstiftes nicht einmal sichtbar auf meinem schwarzen Stoff. Somit habe ich das Muster einfach mit einem weißen Gelstift aufgezeichnet. Diese Markierungen lassen sich zwar nicht vollständig entfernen, aber ich habe einfach darüber gestickt, sodass sie letztendlich nicht mehr sichtbar sind.

Hier noch ein letzter Tipp zur Vorbereitung. Am besten die Stoffränder mithilfe der Nähmaschine mit einem Zickzackstich versäubern. Beim Sticken dreht und wendet man den Stoff die ganze Zeit in den Händen, wodurch die Ränder schnell ausfransen. Der Zickzackstich verhindert dies.

3. Die Sticharten

Jetzt geht es aber los mit dem Sticken. So richtig meine ich.

3.1 Geradstiche

Geradstiche kommen wohl am häufigsten zum Einsatz. Mit ihnen lassen sich Konturen und sogar Schriftzüge sticken. Als erstes sehen wir und den Vorstich an. Hierfür sticht man bei A aus und bei B wieder ein. Danach sticht man bei C wieder aus und so weiter. Wichtig ist dabei auf eine gleichmäßige Stichlänge zu achten. Zum Schluss sollte man eine schöne gestrichelte Linie erhalten.

3.2 Doppelter Vorstich

Beim Doppelten Vorstich führt man zuerst den Vorstich aus und füllt dann beim Zurückgehen die Zwischenräume aus. Mit der Nadel wird bei A eingestochen und beim nächsten Stich bei B wieder ausgestochen. Dadurch erhält man eine durchgehende Linie.

3.3 Rückstich

Der Stich, mit dem ich bei meiner Kefta am meisten gearbeitet habe, ist der Rückstich. Die Nadel wird bei A ausgestochen, dann wird die Nadel dahinter bei B eingestochen und eine Stichlänge vor A bei C wieder nach oben gestochen. Punkt B und C haben dabei den gleichen Abstand zu A.

3.4 Plattstich

Der andere Stich, den ich für meine Kefta verwendet habe, ist der Plattstich. Dieser eignet sich hervorragend zum verhältnismäßig schnellen Füllen von Konturen und es wird weniger Faden verbraucht, da sich das Muster auf der Rückseite des Stoffes nicht wiederholt. Das Motiv wird aufgezeichnet oder mit einem Geradstich gestickt. Danach wird die Nadel bei A ausgestochen und auf der anderen Seite bei B wieder eingestochen. Die Nadel wird daraufhin direkt daneben bei C ausgestochen und auf der anderen Seite bei D (direkt neben A) eingestochen.

Durch die Umrandung des Plattstichs mit einem Geradstich wirkt das Ergebnis gleich viel ordentlicher.

Ich möchte euch nicht einige Beispiele der vielen schönen Zierstiche vorenthalten. Allerdings gibt es hunderte davon, weswegen es sehr bedauerlich ist, dass ich euch nur so wenige davon zeigen kann.

3.5 Kettenstich

Wie dem auch sein, hier ist der Kettenstich: die Nadel wird bei A ausgestochen. Die Schlaufe wird von oben nach unten gelegt und mit dem Daumen festgehalten, bevor die Nadel wieder bei A eingestochen wird. Danach wird die Nadel bei B innerhalb der Schlaufe ausgestochen. Dabei den Faden nicht zu fest ziehen. Zum Abschluss des Kettenstichs die Nadel außerhalb der Schlaufe bei C einstechen und den Faden auf der Rückseite des Stoffes verknoten.

Die Nadel bei D wieder ausgestochen und zwischen D und C wird dann ein weiterer Kettenstich ausgeführt. Das Ergebnis nennt man einen Gefiederten Kettenstich. Um den Gefiederten Kettenstich abzuschließen, wir die Nadel bei E ausgestochen und gleich daneben, aber außerhalb der Schlaufe, bei F eingestochen und auf der Rückseite verknotet.

3.6 Margeritenstich

Zu Ranken gehören natürlich auch Blumen. Für den Margeritenstich wird die Nadel bei A ausgestochen und der Faden wie beim Kettenstich zur Schlaufe gelegt. Die Nadel wird bei A wieder eingestochen und bei B innerhalb der Schlaufe ausgestochen. Nun wird die Nadel knapp unter B bei Punkt C eingestochen, um die Schlaufe zu fixieren. Wenn man mehrere Stiche kreisförmig anordnet, erhält man eine Blüte.

3.7 Knötchenstich

Für den Knötchenstich umwickelt man die Nadel zwei Mal mit dem Faden, bevor man sie wieder in die Ausstichstelle bei A sticht. Dabei ist es wichtig die Fadenspannung zu halten.

3.8 Sternstich

Der Sternstich ist schon etwas anspruchsvoller. Zunächst wir ein Kreuz gestickt. Dazu wird die Nadel bei A aus- und bei B eingestochen und anschließend bei C aus- und bei D eingestochen. Nun wird über dieses Kreuz ein X gestickt. Dazu wird die Nadel bei E ausgestochen und der Faden über die Mitte des Kreuzes geführt. Die Nadel wird bei F eingestochen und bei G wieder nach oben geholt. Der Faden wird wieder über die Mitte des Kreuzes gelegt und die Nadel bei H eingestochen. Die Nadel wird in der Nähe der Sternmitte bei I ausgestochen und zum Schluss wird noch ein kleines x über die Sternenmitte gestickt. Dazu wird die Nadel bei J eingestochen und bei K wieder nach oben geführt. Der letzte Einstich bei L beendet den Stern.

4. Fazit

Wie ihr sicher gemerkt habt, ist Sticken wirklich nicht schwer. Es lohnt sich auf jeden Fall die nötige Zeit zu investieren, um euer Cosplay wirklich hochwertig erscheinen zu lassen. Natürlich gibt es Maschinen, die euch das Sticken abnehmen können, aber diese sind teuer und benötigen viel Platz. Von daher ist es vielleicht die bessere Option sich die Lieblingsserie einzuschalten oder ein Hörbuch an zu machen und sich bei der Handarbeit auch noch entspannen zu können. 

Falls ihr noch nach weiteren Mustern sucht, kann ich euch das Buch „Sticken. Alle Techniken und über 200 Muster“ von Lucinda Ganderton empfehlen. Außerdem bieten Pinterest und YouTube noch viel Inspiration zu diesem Thema. 

Mit diesen Worten wünsche ich euch nun viel Spaß und Erfolg bei eurem neuen Stickprojekt.

Eure Anika/Forge.of.Asteria

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Evelyn

Ich bin deutsche Cosplayerin seit über 8 Jahren. Den Cosplay Blog habe ich seit 2019 selbst aufgebaut! 2012 habe ich meine Ausbildung als Bauzeichnerin im Fachbereich Ingenieurbau erfolgreich abgeschlossen. Ab 2020 habe ich meine Karriere im Bereich des Marketing Managements begonnen. Neben meiner Tätigkeit als Managerin bin ich außerdem als Grafik Designerin tätig.

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