Erstes Mal Cosplay Jury

Dein erstes Mal in der Cosplay Jury? Der komplette Leitfaden für EinsteigerInnen

Du sitzt zum ersten Mal in einer Cosplay Jury – und dein Herz schlägt ein kleines bisschen schneller? Willkommen im Club! Der Moment, in dem du nicht mehr selbst auf der Bühne stehst, sondern über die Kostüme anderer Menschen entscheiden sollst, fühlt sich gleichzeitig aufregend und überwältigend an. Genau deshalb springen wir heute direkt rein: Was musst du wissen? Wie bereitest du dich vor? Und wie wirst du ein fairer, respektvoller und souveräner Judge – auch ohne jahrzehntelange Erfahrung?

Ich war bisher schon 8x Cosplay Jury und kann dir deshalb mit diesem Artikel alles an die Hand geben, was du als Einsteiger*in brauchst, um nicht nur selbstbewusst zu jurieren, sondern auch Spaß daran zu haben.

Übersicht

Was bedeutet es eigentlich, in einer Cosplay Jury zu sitzen?

Eine Cosplay Jury bewertet Cosplayer*innen bei Wettbewerben – meist nach bestimmten Kriterien wie Handwerk, Auftritt, Genauigkeit zum Original und Gesamteindruck. Jede Convention hat dabei eigene Regeln.

Kurz erklärt: Die wichtigsten Jury-Elemente

  • Handwerk (Crafting): Nähen, Rüstung, Props, Perückenstyling – kurz: alles, was gebaut oder gestaltet wurde.

  • Accuracy: Wie gut entspricht das Cosplay der Vorlage? (Nur relevant, wenn der Contest das verlangt.)

  • Performance: Bühnenauftritt, Story, Timing, Ausdruck.

  • Gesamteindruck: Wie stimmig wirkt alles zusammen?

Eine Cosplay Jury besteht meistens aus mehreren Personen, die unterschiedliche Stärken mitbringen. Manche haben viel Erfahrung im Nähen, andere bauen mega Rüstungen, wieder andere kennen sich besonders gut mit Bühnenauftritten aus. Du musst nicht alles können. Du bringst deine Perspektive mit, und das macht das Gesamtbild fairer und vielfältiger.

Vorbereitung ist alles – auch für Jury-Neulinge

Der größte Trick, um deine erste Cosplay Jury entspannt zu überstehen, liegt in der Vorbereitung. Wenn du weißt, was auf dich zukommt, fühlt sich der ganze Tag weniger chaotisch an. Kläre früh, wie der Wettbewerb aufgebaut ist. Oft gibt es feste Bewertungskriterien wie Handwerk, Genauigkeit zur Vorlage oder Performance. Frag nach, wie stark die einzelnen Bereiche gewichtet werden, denn manche Contests legen mehr Fokus auf die Bühne, andere mehr auf das Kostüm.

Sobald du die Kriterien kennst, kannst du dich mental darauf einstellen. Überlege dir, wie du Informationen strukturierst. Manche Jury-Mitglieder nutzen Notizblöcke, andere schreiben kurze Stichworte ins Handy. Du brauchst kein komplexes System, nur eines, das dir hilft, auch nach vielen Kostümen noch zu wissen, wer was gemacht hat.

Eine gute Vorbereitung bedeutet auch, deine Rolle zu kennen. Wenn du vor allem im Nähen Erfahrung hast, wird von dir erwartet, dass du darauf ein besonderes Augenmerk legst. Wenn du selbst viel performst, möchtest du vielleicht besonders auf Ausdruck und Timing achten. Es hilft, sich vorher selbst einmal klarzumachen, wo die eigenen Kompetenzen liegen, damit du nicht versuchst, in Bereichen zu urteilen, in denen du vielleicht nicht ganz so viel Erfahrung hast (was völlig okay ist, möchte das nochmal betonen).

Prejudging – der Moment, in dem es ernst wird

Das sogenannte Prejudging ist der Teil des Wettbewerbs, der vor der Bühne stattfindet. Hier triffst du die Cosplayer persönlich, bekommst das Kostüm aus der Nähe zu sehen und erfährst, wie es gebaut wurde. Viele Neulinge in der Cosplay Jury sind beim ersten Prejudging überrascht, wie viel sie dabei lernen – über Materialien, Tricks, Techniken und kreative Entscheidungen.

Um diesen Teil souverän zu meistern, brauchst du vor allem eins: Neugier. Stelle Fragen, aber mach es auf eine Art, die entspannt und freundlich bleibt. Cosplayer sind oft nervös, weil sie ihre Arbeit Fremden zeigen, die darüber urteilen sollen. Wenn du offen und interessiert wirkst, entspannst du die Situation sofort.

Eine gute Methode besteht darin, den Blick strukturiert wandern zu lassen. Schau dir Nähte an, Übergänge, Verbindungen, Farbauftrag, Details, Beweglichkeit und Materialwahl. Wenn du etwas nicht verstehst oder unsicher bist, frag nach. Die meisten werden gerne erklären, warum sie sich für eine bestimmte Technik entschieden haben oder welche Schwierigkeiten sie lösen mussten.

Manchmal kommen Cosplayer sehr vorbereitet ins Prejudging und erzählen dir sofort alles. Manchmal sind sie so überfordert, dass sie wichtige Details vergessen. In solchen Fällen hilft es, wenn du ein wenig durch das Gespräch führst. Das kann so einfach sein wie: „Magst du mir kurz erzählen, wie du die Rüstung gebaut hast?“ oder „Wie bist du bei der Perücke vorgegangen?“

Handwerk fair beurteilen – auch wenn du nicht alles kannst

Vielleicht denkst du „Jeder in der Jury muss doch alles bewerten können“ Aber eine gute Jury ist meistens durchmischt: Leute die sich sehr gut in einem Fachgebiet auskennen oder Leute, die schon jahrelange Erfahrung in der Szene haben und dadurch einiges an Wissen aufgebaut haben. Im Grunde genommen musst du auch nicht alles besser beherrschen wie die Teilnehmenden. Du  musst aber erkennen können, ob etwas logisch, sauber, durchdacht, kreativ und handwerklich gut gemacht ist.

Achte darauf, wie sauber gearbeitet wurde. Wenn eine Naht gerade und ordentlich vernäht ist und keine losen Fäden hängen, spricht das für Sorgfalt. Wenn Props stabil wirken, die Farbe gleichmäßig aufgetragen ist und Details nicht zufällig, sondern bewusst gesetzt wurden, erkennst du Qualität, auch wenn du selbst keine Expertin in Rüstungsteilen bist. Und wenn du ganz unsicher bist, kannst du immer noch fragen: „Wie hast du das gelöst?“ Oft erkennst du im Tonfall und der Art der Erklärung, wie viel Verständnis und Arbeit hinter einem Teil steckt.

Accuracy – wie streng musst du sein?

Wie streng du bei einem Contest sein solltest hängt tatsächlich vom Contest ab. Ist es ein großer Contest mit großen Gewinnen auf einer riesigen Veranstaltung? Dann ist das Level welches erwartet werden kann auch deutlich höher, als bei einem Contest im lokalen Comic Laden um die Ecke. 
Dementsprechend kannst und solltest du auch strenger und weniger streng bewerten.

Was immer zählt

  • Wurde die Vorlage klar erkannt und nachvollziehbar umgesetzt? Gibt es hier besondere Schwierigkeiten auf die man eingehen könnte und wie wurden diese umgesetzt?

  • Passen Material, Farben und Details zur Charakterästhetik?

  • Wie viel Kreativität wurde dafür aufgewendet?
  • Gibt es noch weitere Kriterien wie zB. wurden nachhaltige Materialien verwendet (Recycling) oder gibt es weitere Besonderheiten, die das Cosplay von den anderen abhebt?

Wenn ein Detail bewusst abweicht, weil es sonst technisch kaum umsetzbar wäre, ist das kein Fehler – sondern oft sogar ein Pluspunkt für gute und kreativ umgesetzte Lösungen!

Performance – viel mehr als „Gut gespielt!“

Wenn der Contest eine Performance enthält, beurteilst du nicht nur das Kostüm, sondern auch den Auftritt.

Worauf du achten kannst

  • Storytelling: Versteht man, worum es geht?

  • Kreativität: Wird die Szene spannend oder neu interpretiert?

  • Technik: Timing der Musik, Bewegung auf der Bühne

  • Ausdruck: Passt der Charakter zur Darstellung?

Klingt viel? Ja – aber mit etwas Übung erkennst du schnell, was funktioniert und was nicht.

Fair bleiben – auch wenn es schwerfällt

Du wirst irgendwann in Situationen geraten, in denen du unsicher bist:
Zwei geniale Cosplays, aber nur ein erster Platz, ein Lieblingsfandom, das emotional trigger oder ein absoluter Anfänger, der alles gibt und sehr stolz auf sein erstes Cosplay ist : Bleibe dabei immer fair und freundlich! Jeder Teilnehmer hat das Recht auf die Teilnahme und es ist einfach super und schön, dass sich jeder Teilnehmer auf die Bühne traut – das ist absolut nicht verständlich und allein dafür verdienen sie ein ganz arg großes Dankeschön!

Drei Regeln für faire Juryarbeit

1. Bewerte nur das, was du siehst – nicht, was du emotional fühlst.
Dein Lieblingsanime darf kein Bonuspunkt sein.

2. Gib jedem die gleiche Chance.
Also gleiche Fragen, gleiche Zeit, gleiche Aufmerksamkeit.

3. Sei transparent in deiner Entscheidung.
Wenn dich jemand fragt: „Warum habe ich nicht gewonnen?“, solltest du in ruhigen, klaren Worten antworten können. Feedback ist wichtig und sollte auch eingefordert werden können, aber auch so einfühlsam formuliert werden, dass keine Gefühle verletzt werden. Ein „die anderen waren einfach besser“ ist da nur bedingt hilfreich.

Wie du Konflikte im Juryteam sauber löst

Juryarbeit ist Teamarbeit. Und manchmal gibt es unterschiedliche Meinungen – das ist normal.

So funktioniert konstruktive Jury-Kommunikation

  • Jede Person darf ihre Punkte erklären und erläutern.

  • Bewertet gemeinsam die Kriterien – nicht, wer lauter redet.

  • Wenn ihr euch uneinig seid, nutzt die Punkteskala konsequent.

  • Am Ende steht eine gemeinsame Entscheidung – ohne Groll.

Eine gute Jury erkennt: Unterschiedliche Perspektiven machen die Bewertung fairer, nicht komplizierter.

Der Moment des Gewinnerkürens – mach ihn respektvoll

Du stehst nun auf der Bühne, die Entscheidungen sind gefallen, und du fühlst die Nervosität aller Beteiligten. Hier kommt es auf Fingerspitzengefühl an. Persönlich möchte ich jedes Mal noch einmal hervorheben, dass es nicht selbstverständlich ist, dass jeder der Teilnehmer bei dem Contest überhaupt mitgemacht hat. Es verdient allein schon deshalb Anerkennung und einen großen Applaus für alle die mitgemacht haben!

Deine wichtigsten Aufgaben dabei

  • Sei wertschätzend gegenüber allen Teilnehmenden.

  • Stelle Gewinner*innen nicht über die anderen – feiere ihre Leistung, nicht ihre „Überlegenheit“.

  • Achte darauf, dass die Community sich willkommen fühlt.

Denn eine Cosplay Jury beeinflusst nicht nur Ergebnisse – sondern die Stimmung eines ganzen Fandoms.

Typische Anfängerfehler – und wie du sie vermeidest

Hier ein paar Klassiker, die fast jeder Jury-Neuling schon einmal gemacht hat:

1. Zu viel auf Accuracy fokussieren

Ein Cosplay kann auch eine eigene Version von etwas sein – es muss nicht 1 zu 1 aussehen wie das Original. Wichtig hierbei ist die künstlerische Gestaltungshöhe, wie viele unterschiedliche Techniken verwendet worden sind und wie aufwendig die Techniken hierbei sind. 

2. Zu wenig Fragen stellen

Gar keine Fragen zu einem Cosplay zu stellen, macht es für alle Beteiligten nur unnötig unangenehm – der Teilnehmer denkt womöglich, dass die Jury das Cosplay nicht gut oder interessant findet und die Jury erfährt vielleicht nicht, was für eine coole und kreative Lösung sich jemand für etwas hat einfallen lassen. Deswegen sind Fragen so wichtig!

3. Sich einschüchtern lassen

Du sitzt in der Jury, weil man dir vertraut. Nicht vergessen.

4. Die eigenen Maßstäbe zu streng ansetzen

Nicht jeder näht wie ein Profi – und das müssen sie auch nicht. Jeder hat unterschiedliche Skill Level und auch diese Bewertung hängt vom Contest ab. Auf dem DCM wird deutlich strenger bewertet, als auf einem Contest einer Nerd-Party.

Notizen machen – dein Rettungsanker im Wettbewerb

Egal, wie gut dein Gedächtnis ist: Nach 20 Cosplays verschwimmen Details. Schreib dir deshalb unbedingt für die Bewertung hinterher auf:

  • Was war besonders gut und was hat dir besonders gefallen?

  • Wo gab es Schwächen?

  • Welche Details erwähnte der Cosplayer?

  • Wie wirkte das Gesamtbild?

Kurze Stichpunkte reichen völlig aus und helfen dir später bei der endgültigen Entscheidung.

Deine Zusammenfassung: Was du für deine erste Cosplay Jury wirklich brauchst

Du musst nicht perfekt sein.
Du musst nicht alles können.
Du musst nicht jede Technik selbst beherrschen.

Aber du solltest:

  • vorbereitet sein

  • klar kommunizieren

  • respektvoll zuhören

  • auf Kriterien achten

  • fair urteilen

Wenn du das tust, wirst du eine hervorragende Ergänzung für jede Cosplay Jury – und vielleicht sogar jemand, der anderen Neulingen später Mut macht.

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Evelyn

Ich bin SEO Managerin und Grafikdesignerin. Zudem liebe ich Gaming, Anime und Schokolade. Wenn ich nicht gerade zeichne, Videospiele spiele oder mich um meine zahlreichen Pflanzen kümmere, crafte ich an Cosplays oder schreibe Blogbeiträge rund um das Thema Cosplay und die Community.